Unter seinem Weinstock

Liebe Leserin,
lieber Leser,

Sommerzeit, das heißt für viele: Gartenzeit.

Rosen wollen gepflegt werden, die Tomaten brauchen Wasser und das Unkraut im Gemüsebeet macht keine Pause. Die Luft riecht nach Gras und Hitze, nach Erde und Kompost. Das Summen der Insekten konkurriert mit dem Dröhnen eines Rasenmähers irgendwo in der Ferne. Nach getaner Arbeit lockt der Liegestuhl und ein kühles Getränk – und das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Vielleicht nicht so viel, wie man sich vorgenommen hatte, aber doch: Man sieht, was man getan hat. Ein Garten beruhigt, ist zumindest für Momente ein Rückzugsort vor all dem, was in der großen und kleinen Welt lärmt, dröhnt und Angst macht.

Der kranke Baum oder die unergiebigen Gemüsepflanzen sind viel beherrschbarer als Kriege und Krisen.

Auch für die Menschen biblischer Zeiten war der Garten ein Refugium. Es ist sicher kein Zufall, dass das Wort „Garten“ im Hebräischen sprachlich mit den Verben „beschützen“ und „hegen“ zusammenhängt. Gärten waren im alten Israel und auch zu Jesu Zeiten meist mit Steinen oder Gestrüpp abgegrenzt, um wilde Tiere und andere Bedrohungen draußen zu halten. Kein Wunder also, dass das Friedensreich Gottes immer wieder mit dem Leben im Garten in Verbindung gebracht wird. Der Prophet Micha etwa schreibt am Ende seiner großen Friedensvision:

 

Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken. Denn der Mund des HERRN Zebaoth hat's geredet.
Micha 4,4

Sollte Gott selbst ein Gärtner sein? In Franken liegt der Gedanke nicht fern: Kennt man hier doch den Gottesgarten am Obermain und den Himmelsgarten im Bamberger Kloster Michaelsberg.

Betrachtet man die zweite biblische Schöpfungserzählung, ließe sich sogar sagen: „Am Anfang war der Garten.“

 

Und Gott der HERR pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte.
Gen 2,8

Es ist ein buchstäblicher Paradiesgarten, den Gott hier anlegt:  Der Mensch muss der Natur ihre Früchte nicht mit Mühe und Gewalt abtrotzen, sondern will den Garten Eden bebauen und bewahren. Die Menschen sind nackt und im besten Sinne schamlos – um überschüssige Pfunde, Falten und Orangenhaut machen sie sich keine Gedanken. Und Gott selbst wandelt durch seinen Garten – nichts trennt die Menschen von ihm.

Ein paradiesischer Urzustand, bei dem die Schöpfung nicht stehenbleibt. Die harmonische Einheit des Menschen mit der Natur, mit sich selbst und mit Gott gerät in Schieflage.  

Und doch glaube ich: Gott lässt uns immer wieder für Momente eine Ahnung davon erhaschen, wie sich dieser paradiesische Ursprung anfühlen könnte – Augenblicke, in denen wir mit uns selbst, mit unseren Mitmenschen und mit Gott ganz im Reinen sind. Die britische Liederdichterin Dorothy Frances Gurney schreibt in ihrem Gedicht God’s Garden: „Man ist dem Herzen Gottes in einem Garten näher als irgendwo sonst auf der Welt.“

Und wenn man keinen Garten zuhause hat? Dann steht Gottes großer Garten offen.  

 Eine schöne Sommerzeit wünscht

Severin Wagner, Vikar

1
Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben.

9
Ach, denk ich, bist du hier so schön und lässt du’s uns so lieblich gehen auf dieser armen Erden: was will doch wohl nach dieser Welt dort in dem reichen Himmelszelt und güldnen Schlosse werden.

10
Welch hohe Lust, welch heller Schein wird wohl in Christi Garten sein!

Wie muss es da wohl klingen, da so viel tausend Seraphim mit unverdrossnem Mund und Stimm ihr Halleluja singen.

Paul Gerhardt: Geh aus mein Herz und suche Freud (EG 503)

 

Tageslosung

Tageslosung vom
15.05.2024
HERR, sei unser Arm alle Morgen, ja, unser Heil zur Zeit der Trübsal!
Wer sind diese, die mit den weißen Kleidern angetan sind, und woher sind sie gekommen? Diese sind’s, die aus der großen Trübsal kommen und haben ihre Kleider gewaschen und haben sie hell gemacht im Blut des Lammes. Sie werden nicht mehr hungern noch dürsten.

Redaktionsschluss Kiliansbote

Der Redaktionsschluss für den nächsten Kiliansboten ist am 15.07.2024.
Beiträge nimmt bis dahin Tanja Friedrich per E-Mail (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) entgegen.

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