Liebe Leserin, lieber Leser,
„ich bin urlaubsreif“, so höre ich es in den letzten Tagen immer öfters. „Noch eine Woche und dann sind Ferien“ freut man sich in der Schule. Urlaub und Ferien stehen dringend an. Zeit sich selbst wieder zu finden. Heilsame Unterbrechung aller Hamsterräder und Tretmühlen.
Ab in den Urlaub!

Manche fahren fort an einen besonderen Ort.
Andere bleiben zu Hause in der bergenden Heimat.

Die meisten suchen sich ihren Ort aus. Orte, die sie mit Geschichten und guten Erfahrungen verbinden, an denen sie sich wohl fühlen. Orte, die in der Werbung oft mit „Paradies“ bezeichnet werden. Besondere Plätze dieser Erde, die mit dem Himmel verbunden sind und ein Gefühl von Leichtigkeit und Befreiung schenken. Orte an denen ich mich angenommen fühle, so wie Jakob am Ende der Himmelsleiter. Plötzlich öffnet sich der Horizont. Da gibt es Begegnungen, die mich prägen und anrühren. Begegnungen auch mit Gott, der mir seine Nähe zuspricht, so wie eben bei Jakob in Beerscheba:

Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe.

1. Mose 28,15

Es ist kein Zufall, dass viele im Urlaub so auch immer wieder an den gleichen Ort fahren, der ihnen gut tut.

Auch ich suche immer wieder die Orte auf, die ich mit meiner Lebensgeschichte und mit besonderen Begegnungen und Lebensfesten verbinden. Der Staffelberg am Obermain ist so ein Ort, oder die Urlaubsinsel Elba.
Solche heiligen Orte, die mich an die Schönheit des Lebens erinnern, brauche ich.

„Heilig“ heißt so viel wie ausgesondert für die Begegnung mit Gott.
Es ist kein Zufall, dass viele im Urlaub so immer wieder auch Kirchen und Klöster besuchen.

Wenn wir mit „Kirche und Krad“ unterwegs sind, dann gehört das zum festen Bestandteil der Routenplanung.

„…zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land!“

2. Mose 3,5

Dann nehme ich den Helm ab und halte einen Moment Stille. Ich spüre: hier in diesem heiligen Haus haben die Menschen vor mir ihre Geschichten mit Gott aufbewahrt. In den Bildern und Gestalten begegnen mir Zeugnisse ihres Glaubens. Im Baustil und den Kunstwerken ihre Überzeugung, wie sie Erde und Himmel zusammen denken. Und immer wieder erzählen die Kirchen auch von der Begegnung mit Gott im Alltag, von Rettung und Bewahrung, von Trost und Heilung.

Mit ihrer Stille und der angenehme Kühle im Sommerurlaub, mit ihrem Glaubenszeugnis und ihrer Schönheit wird so manche Kirche im Sommerurlaub zu einer besonderen Begegnungsstätte mit Gott. Ein Ort, an dem sich der Himmel öffnet.

Ich wünsche Ihnen einen gesegnete Urlaubszeit und Ihren ganz eigenen heiligen Ort.

Stefan Lipfert, Pfarrer