Neue Qualitäten sind gefragt

Liebe Leserin, lieber Leser,

gerade ist der Tee in meiner Bürotasse eingeschenkt, da höre ich hinter mir aus dem Küchenradio: „…ein Gottesdienst mit vielen Gläubigen, die eng beieinander sitzen, die kräftig Singen und sich die Hände reichen … ist genau das, was der Corona-Virus braucht, um sich ungehemmt zu verbreiten.“
Es ist die Antwort eines Fachmannes für Infektionskrankheiten zu der Äußerung von Präsident Trump, an Ostern könnten die Menschen in Amerika wie gewohnt Gottesdienste feiern.

Die Antwort sitzt. Und sie tut weh. Was sich da Herr Trump wünscht, ist nicht weit weg von unseren Hoffnungen. Und auch ich hätte nie gedacht, das Gottesdienste für Menschen lebensbedrohlich werden können, das gemeinsames Singen und einander die Hände zum Segen reichen einer Körperverletzung nahe kommt.

In den letzten Wochen haben wir schwer und bitter dazu lernen müssen. Nicht nur die Terminkalender und Urlaubspläne auch die alten Muster im Kopf passen nicht mehr, seitdem COVID-19 unter uns ist.

Alle miteinander bekleidet euch mit Demut (1.Petrus 5,5), so lese ich im Lehrtext des Losungsbüchleins.

Ja, das ist in diesen Tagen der Passionszeit ein guter Rat. Sich zurücknehmen mit seinem Wissen und Wünschen, erst einmal zuhören, auch Gehorsam wieder lernen, Folgen und Befolgen.

Viele leben ja gerne auf der Überholspur, sitzen gerne selbst am Steuer, fahren nach den eigenen Regeln, nehmen mit, was sich bietet.

Nun sind ganz andere Qualitäten gefragt.
Loslassen zum Beispiel. Verlustängste überwinden. Verzicht üben. Aushalten, was schmerzt. Sich auch selbst aushalten.
Verstehen zum Beispiel. Nicht nur Wissen konsumieren, sondern sich selbst erarbeiten, sortieren, bedenken, bewerten.
Einfühlungsvermögen über Distanzen hinweg. Mitdenken, nicht nur um sich selbst kreisen. Nachempfinden, Aufnehmen und im Gebet mittragen.
Vertrauen, auch das ist nun gefragt. Vertrauen in Gottes Nähe, in seinen Frieden, der größer ist als unsere Vernunft. Vertrauen in seine Barmherzigkeit, die mehr zum Guten bewirkt als unser Wissen.

Vertrauen, wie wir es fast alle im Religionsunterricht im Psalm 23 kennen gelernt haben:
„Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir“.

Wie heißt es da in der Losung: Alle miteinander bekleidet euch mit Demut.

Ja, denke ich mir, ein Kleiderwechsel ist jetzt gut. Mut anziehen. Die Hände falten und das Gebet wieder für sich entdecken. Die Stille suchen und seine Anliegen vor Gott bringen. Demut ist ja unser Privileg.
Wir dürfen und sollen uns in schwerer Stunde von Gott dienen lassen, sollen mutig um seinen Beistand bitten, so wie sich Kinder von ihrer Mutter oder ihrem Vater in der Not Hilfe erbeten.
Das Altarbild in der Kilianskirche zeigt dies sehr eindrücklich.

Und: wer sich bei Gott aufgehoben weiß, findet dann auch den Mut und die Phantasie, nun anderen Menschen in ganz neuer und ungewohnter Weise beizustehen und ihnen zu dienen. Jesus tat dies bis zur Auflösung seiner selbst, ohne sich zu verlieren.

Ja, nun sind andere Berufe, Maßnahmen, Werte und Qualitäten gefragt. Die Dankbarkeit gehört sicher auch dazu, denn sie schenkt Freude und Fröhlichkeit.
Kriegsgewinnler, Uneinsichtige, Verschwörungstheoretiker, Hassverbreiter und Dummköpfe gibt es in jeder Krise.
Aber viel mehr gibt es doch die mutigen Heldinnen und Helden, sei es an der Kasse vom Supermarkt, in den Kindertagesstätten, Pflegeheimen und Krankenhäusern und an vielen anderen Orten. Überall gibt es doch Hilfsbereitschaft, pfiffige Ideen und spontane Aktionen der Nächstenliebe, gibt es Beistand und Aufstand für das Leben.

Die Feier der Osternacht, die heuer in Kasendorf geplant war, wird fehlen. Doch das Licht von Ostern strahlt gegen alle Dunkelheiten und das Leben findet seinen Weg. Gerade jetzt ist das immer wieder zu beobachten.

Gott sei Dank!

Stefan Lipfert, Pfarrer

Tageslosung

Tageslosung vom
25.04.2024
Fürchte dich nicht, denn du sollst nicht zuschanden werden.
Der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden.

Redaktionsschluss Kiliansbote

Der Redaktionsschluss für den nächsten Kiliansboten ist am 13.05.2024.
Beiträge nimmt bis dahin Tanja Friedrich per E-Mail (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) entgegen.

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