Sub conditione Coronae

Liebe Leserin, lieber Leser,

vier Monate lang haben wir jetzt gerungen und überlegt. Wie machen wir das mit der Sommerfreizeit für die Jugendlichen, wie mit den anstehenden Konfirmationen. Mit uns waren viele Familien im Planungsmodus. Es gab Überlegungen, Optionen, Diskussionen, Absprachen, Beschlüsse, Hinterfragungen, Neuauflagen, Wiedervorlagen … das volle Programm und immer mit einer dunklen Wolke über unseren Köpfen: „ja wenn das die Infektionslage zulässt“ … „ob das unter den Bedingungen von Corona so möglich ist?“

Sub conditione Coronae“… könnte man auch mit „unter königlichen Bedingungen“ übersetzen, denn corona ist das lateinische Wort für Krone.

Leider steht es großgeschrieben für einen Virus, dessen Auswirkungen zurzeit keiner einsehen kann. Werden Lockerungen kommen, oder die zweite Welle nach dam Urlaub? Wird es bald ein Medikament geben, gar einen Impfstoff? Die ersten Berichte von Impfungen scheinen erfolgversprechend. Wird die Wirtschaft wieder anlaufen, werden die Schulen normal öffnen oder wird der Schaden unabsehbar?

So bleiben alle Planungen für den Urlaub, das Familienfest, die Party mit Freunden oder den Konzertbesuch und auch für das ganz normale Leben im nächsten Jahr unter diesem Vorbehalt. „Unter den Bedingungen von Corona …. wenn es die Infektionslage zulässt.“

Sub conditione Coronae“… das kann auf Dauer krank machen. Da falle ich in Depression und Antriebslosigkeit, oder in Ungeduld und dränge auf Lockerungen wider besseres Wissen, oder es packt mich einfach die Angst, dass meine mühsamen Pläne wieder Mal nicht aufgehen.

Wie gut, dass Corona nicht die einzige Bedingung meines Lebens ist, auch wenn sie dominant und von Medien gekrönt daher kommt.

 

Wie gut auch, dass in der christlichen Tradition alles Planen schon immer einen Vorbehalt hatte, der sich in dem lockeren Spruch ausdrückt: „Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, dann erzähle ihm deine Pläne“. Wie gut, dass wir mit mehr rechnen, als mit einem Virus, unser Leben also einen Mehrwert hat, und zwar nicht aus uns selbst und unseren Plänen, sondern unverfügbar und in Gnade aus Gottes Hand, den Allmächtigen.

S.c.J." so unterschrieben Gläubige ihre Planungen in früheren Tagen. Es war eine Zeit, in der Krankheit, Krieg und Unwetter jedes Vorhaben durchkreuzte, in der hinter jeder Kurve der Abgrund liegen konnte, Wegelagerer die Straßen unsicher machten.

Sub conditione Jacobaea", unter die Bedingung von Jakobus stellten sie sich. Nicht das es an Planung und Mut für die Zukunft fehlte, aber im Blick auf die damit zitierte Bibelstelle erinnerte man sich selbst, dass die Zukunft in der Hand Gottes und nur unter seinem Segen gelingt.

Im Jakobusbrief finden wir mit der Überschrift „Gott bestimmt über unsere Lebenszeit“ dazu folgendes:

Nun zu euch, die ihr sagt:
„Heute oder morgen wollen wir in diese oder jene Stadt reisen. Wir wollen ein Jahr dort bleiben, Geschäfte machen und Gewinne erzielen."
Ihr wisst doch gar nicht, was der morgige Tag bringen wird. Was ist denn euer Leben? Ein Dampfwölkchen, das für kurze Zeit sichtbar ist und gleich wieder vergeht. Sagt stattdessen lieber:
„Wenn der Herr es will, werden wir am Leben bleiben und dies und jenes tun."
Nun seid ihr auch noch stolz auf eure Überheblichkeit. Aber es ist schlecht, darauf stolz zu sein. Also: Wer Gutes tun kann und es nicht tut, macht sich schuldig.
Jak 4, 13-17 - Übersetzung aus der Basis-Bibel

Unter der Bedingung, dass Gott seinen Segen darauf legt, oder wie Jesus im Garten Gethsemane sagt (Altarbild in der Kilianskirche): „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe …".

Träumen, Planen und Hoffen und mutig voran gehen im Vertrauen auf Gott, der die Wege ebenen wird und der im dunklen Tal beisteht und beschützt.

Offen sein für das, was scheitert und nicht gelingt, weil man mit seinen Plänen nicht tiefer fallen kann, als in Gottes barmherzige Hand. Mit seiner Hilfe werde ich aus Otterngruben befreit und springe über Mauern. Bei ihm finde ich Trost und auch Kraft für neue, ungewohnte Wege.

Deshalb leben gläubige Menschen nicht nur „unter den Bedingungen von Corona …“, sondern vor allem unter den Segen Gottes und planen ihre Vorhaben mit seiner Begleitung in Frieden, Bestimmtheit, aber eben auch in Demut. Und sie ergreifen die Chance, das Gute, also den Willen Gottes zur Liebe, auch ins Werk zu setzen.

Gott schenke Ihnen für ihre zukünftigen Unternehmungen, sei es nun Urlaub, Familienfest oder im ganz normalen Alltag diese Herzenshaltung.

Ihr Stefan Lipfert, Pfarrer

 

Übrigens: 

Für diese Glaubens- und Herzenshaltung haben arabisch sprechenden Christen, Juden und Muslime den gleichen Gebetsruf: „In scha' Allah“ oder „Inschallah“, also
„So Gott will…“

Das geht auf die 18. Sure (Verse 23-24) im Koran zurück:
Und sag ja nicht im Hinblick auf etwas, das du vorhast: „Ich werde dies morgen tun“, ohne hinzuzufügen: „wenn Gott will“! Gedenke deines Herrn, … und sag: „Vielleicht wird mich mein Herr zu etwas leiten, was eher richtig ist als diese meine Pläne!“

Im portugisischen wurde das Wort „hoffentlich“ aus dem arabischen Inschallah entlehnt und heißt „oxalá“. Da ist es dann zum fränkischen „etzala“ nicht mehr weit…
 

Tageslosung

Tageslosung vom
25.04.2024
Bei dem HERRN findet man Hilfe. Dein Segen komme über dein Volk!
Jesus hob die Hände auf und segnete sie.

Redaktionsschluss Kiliansbote

Der Redaktionsschluss für den nächsten Kiliansboten ist am 13.05.2024.
Beiträge nimmt bis dahin Tanja Friedrich per E-Mail (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) entgegen.

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