Von der Osterkraft bewegt

Liebe Leserin, Lieber Leser,

„Irgendwann sind die Körnchen der Geduld aufgebraucht, Herr Pfarrer!“

Die Ansage begleitet den Missmut über den langen Lockdown. Ja, das stimmt. Wir haben Grenzen, wenn es um Disziplin, Konsequenz, Geduld und Verstehen geht, wenn Hoffnung und Mut durchhalten sollen. Mal später oder früher reißt dann der berühmte Faden. Dann hat die Geduld keine Anbindung mehr. Der rote Faden der Orientierung fehlt. Das Band des Zusammenhalts löst sich auf.
Viele kennen das aus diesen Tagen der wiederholten Einschränkungen und Verbote.

Für die Jünger muss das wohl nach Ostern trotz Auferstehung und persönlicher Begegnung mit Jesus ebenso gewesen sein. Sie waren im „Lockdown“. Versteckt vor Angst in ihren Häusern. Zeigten sich nur selten in der Öffentlichkeit. Wurden nicht wahrgenommen. Hatten keinen Mut für ihre Sache einzustehen. Zweifelten an der Zukunft. Ihre Körnchen der Lebenskraft waren aufgebraucht durch Angst und Verlust. Das Kreuz stand ja noch auf Golgatha, wenn auch leer.

40 Tage dauerte es  – die symbolische Zahl der Bibel für die Zeit der Prüfung und Bewährung. Dann fuhr Jesus Christus in den Himmel. Zum Abschied gab er ein Versprechen: Ihr werdet nicht allein und mutlos bleiben. Euer Leben wird sich ändern.
10 Tage dauerte es also noch – die symbolische Zahl für Anfang und Ende und das neue Unerreichte, das römisch X, griechisch für den Anfangsbuchstaben Christi.
Unsere Tradition sieht so 50 Tage nach Ostern, nach Tod und Auferstehung das Pfingstfest.

Plötzlich spüren die Jüngerinnen und Jünger eine neue Kraft in sich. Wie Feuerflammen auf dem Haupt so beschreibt es Lukas in seiner Apostelgeschichte.

Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt
und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt,
der spricht zu dem HERRN:
Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.

Psalm 91,1-2

Das Versprechen Jesu nimmt Gestalt an. Sie verlassen ihre Häuser und treten mutig an die Öffentlichkeit. Die Angst schnürt sie nicht mehr ein. Eine neue Zeit bricht für sie an. Eine neue Sichtweise auf das Leben und seinen Zusammenhang. Die Perspektive und die Paradigmen ändern sich. Verständnis füreinander statt Abgrenzung tut sich auf. Teilen und gestaltete Gemeinschaft statt Abschotten und Isolation prägt das Leben.
Die Orientierung an der Liebe Gottes zu den Menschen, nicht an der Angst etwas zu versäumen oder zu kurz zu kommen, erfüllt die Herzen.
Es ist Pfingsten, Leben aus der Kraft Gottes, Leben aus dem Heiligen Geist.

Irgendwann und hoffentlich bald wird der Lockdown dieser Tage sein Ende finden. Was halten wir dann in den Händen? Was tragen wir dann im Herzen? Was befeuert uns?
Den Ärger, etwas versäumt zu haben? Eine neue Gier nach Leben? Die Angst vor einem zerbrechlichen Leben? Eine neue Form des Hedonismus.

Ich wünsche mir, dass uns die Kraft Gottes bewegt, die Ostern sichtbar wurde. Wenn sie unser Herz berührt und Einlass findet, dann finden wir ein Leben mit einem roten Faden der Orientierung, Leben mit einem Band der Hoffnung und Liebe, mit einer lebendigen Anbindung an Gott und zueinander. Wir finden Verständnis füreinander, für die Bedürfnisse eines jeden Menschen und der gesamten Schöpfung. Die babylonische Verwirrung in der Egozentrik findet ein Ende. Auch davon erzählt das Pfingstfest, auf das ich in diesen Tagen hoffe.

Stefan Lipfert, Pfarrer

Tageslosung

Tageslosung vom
15.05.2024
HERR, sei unser Arm alle Morgen, ja, unser Heil zur Zeit der Trübsal!
Wer sind diese, die mit den weißen Kleidern angetan sind, und woher sind sie gekommen? Diese sind’s, die aus der großen Trübsal kommen und haben ihre Kleider gewaschen und haben sie hell gemacht im Blut des Lammes. Sie werden nicht mehr hungern noch dürsten.

Redaktionsschluss Kiliansbote

Der Redaktionsschluss für den nächsten Kiliansboten ist am 15.07.2024.
Beiträge nimmt bis dahin Tanja Friedrich per E-Mail (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) entgegen.

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