Liebe Leserin, lieber Leser,
„das ist doch unerträglich!“ höre ich als Wort der vollen Überzeugung, als wir beim Kaffee über die aktuelle Weltlage, die anstehende Wahl, die Wirtschaft, Migration und was sonst noch so oben auf liegt sprechen.
Wie ertrage ich dieses Leben mit Bildern von Gewalttaten im Land und aus den weltweiten Kriegsgebieten? Wenn Nachrichten und Veränderungen mich gefangen nehmen in Angst und Sorge. Gefangen auch in Gedanken und Verhaltensweisen, die uns selber und anderen schaden.
Paulus schreibt an die Korinther ein Wort aus dem Jesajabuch:
"Ich habe dich zur Zeit der Gnade erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen."
Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!2. Korintherbrief 6,2
Paulus, der im Leben oft selbst am Abgrund stand und durch Gefahren musste, ist überzeugt: Bei allem was uns im Leben widerfährt – es ist doch gehalten von dem großen PLUS Gottes vor der Klammer.
Das Kreuzzeichen bei der Taufe ist das wahre Vorzeichen für das Leben. Damit ist das Leben positiv – es ist gut durch die Gnade Gottes.
Paulus ist fest davon überzeugt, dass Gott mit dem Leben, Leiden und der Auferweckung von Jesus Christus ein für alle Mal seine vorbehaltlose Liebe und Freundschaft zu uns Menschen gezeigt und besiegelt hat.
Nichts Weiteres bedeutet das Wort Gnade.
Auch wenn in der Klammer noch so viel „Unerträgliches“ zu stehen kommt, davor ist dieses PLUS der Gnade, das alles wandelt und zum Ziel führt: Das Leben ist nicht für den Abgrund bestimmt, sondern für die Heiligung – für die Nähe zu Gott.
Für diese Gleichung, diese gute Botschaft, diese Liebe und Freundschaft Gottes offen zu bleiben, im Leben mit Gottes Nähe zu rechnen, ist lebens- ja überlebenswichtig. Anders ist das Leben nur schwer zu ertragen – und auch nicht schlüssig. So wachsen auch der Mut und die Zuversicht, den Tag anzugehen und das Leben fröhlich zu verkosten.
Carpe diem. Nutze den Tag, denn er steht unter der Gnade Gottes.
Ihr Stefan Lipfert, Pfarrer