Am Abend, wenn es ruhiger geworden ist, ist Gelegenheit, auf die
Ereignisse des Tages zurückzublicken und den Tag – mit allem Geglückten und Unerfüllten - zurück in Gottes Hand zu geben.
Das Abendgebet ist eine Möglichkeit, für alles zu danken, was mir an diesem Tag an Gutem widerfahren ist. Es bietet Raum für Enttäuschungen ebenso wie für den Wunsch nach Vergebung. Betend können wir den Tag noch einmal Revue passieren lassen und ihn dem flüchtigen Strom der Zeit und dem Vergessen entreißen. Betend können wir das, was noch quält, bei Gott ablegen.
Folgende Fragen können im Beten durchdacht werden:
- Welche Menschen habe ich getroffen?
- An welche Begegnung erinnere ich mich noch besonders?
- Was hat mich gefreut?
- Wofür möchte ich danken?
- Worüber habe ich mich geärgert?
- Was ist noch offengeblieben?
- Wem bin ich etwas schuldig geblieben?
- Was belastet mich noch?
- Welche Menschen möchte ich Gott besonders ans Herz legen?
Im Abendgebet ist Zeit, Menschen, die uns wichtig sind und deren Schicksal uns bewegt, Gottes Schutz anzubefehlen. Auch die Situation von Menschen in Krisengebieten kann dabei in den Blick genommen werden.
Ein Abendgebet
Gott, du allein weißt, was dieser Tag wert war.
Ich habe vieles getan und vieles versäumt.
Ich habe vieles versucht und vieles nicht vollendet.
Ich bin den Meinen viel Liebe schuldig geblieben.
Ob dieser Tag seinen Ertrag brachte, weiß ich nicht.
Du allein siehst es.Ich lege ihn in deine Hand.
Ich bin umgeben von Nacht.
Aber ich weiß, dass ein Morgen kommt und die Sonne aufgeht: deine Liebe und dein Licht.Jörg Zink, Wenn der Abend kommt. Kreuz Verlag 1982–2001